Zum Auftakt der Festlichkeiten anläßlich der 950-Jahrfeier der Ersterwähnung Willebadessens hielt Kreisheimatpfleger Hans-Werner Gorzolka seine Festansprache. Mit freundlicher Genehmigung des Autors geben wir hier den Text der Ansprache wieder, da er nach unserer Meinung sehr wichtige und ebenso langlebige Impulse für das heimatliche Denken und die Bereitschaft zum Ehrenamt, nicht nur für Willebadessen allein, beinhaltet. Impulse, die wir in Erinnerung und zugänglich halten möchten.

 

 

 

Festansprache

zum 950jährigen Bestehen von Willebadessen

von Kreisheimatpfleger Hans-Werner Gorzolka 

-Festakt am 28. August 2015; es gilt das gesprochene Wort-

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Willebadesser,

 

herzlichen Glückwunsch zum 950jährigen Bestehen oder - genauer gesagt - zur ersten urkundlichen Erwähnung Willebadessens, wobei Funde und vergleichende Quellen durchaus auf eine weitaus ältere Besiedlung schließen lassen.

Dankbar bin ich für die Einladung die Festansprache halten zu dürfen. Dankbar bin ich aber auch den Willebadesser Insidern, die bei der Vorbereitung wertvolle Hinweise gaben und mir überaus interessante Einsichten verschafften.

Der Bogen Ihrer Feierlichkeiten ist weit gespannt: Er reicht von Poetry Slam und dem Auftritt von Jörg Knör im Frühjahr über das heute beginnende Festwochenende bis zur Veröffentlichung der Festschrift im Dezember und dem Ausklang des Jubiläumsjahres mit einer Silvesterparty.

 

Ein Blick in das Festprogramm ist ebenso spannend wie verheißungsvoll: Eintritt frei - !!! - also ein Festangebot für alle und damit verbunden auch gleich der Dank an alle Spender, Gönner, Helfer und Unterstützer. Ein kulinarisch hochwertiges Angebot für jeden Geschmack - dazu Detmolder Bier, das ich als Kreisheimatpfleger Höxter im Hinblick auf regionale Produkte gerade noch so durchgehen lassen kann. Inhaltlich ein bemerkenswertes Festprogramm: im besten Sinne außergewöhnlich, professionell gestaltet, dazu anregend und informativ aber auch mutig bekennend. Eine Ausstellung zur 950jährigen Stadtgeschichte ist Pflicht; verstärkt und unterstützt mit einer Bild- und Lichtillumination von Marcel Hillebrand ist das deutlich mehr als Pflicht; das ist Kür!

 

Gewöhnlich erwartet man an einem festlichen Eröffnungsabend eines Stadtjubiläums die örtliche Blaskapelle, den kirchlichen Posaunenchor, die Klassikbesetzung der Musikschule oder Chorgesang. Anders in Willebadessen: Hier wird in chilliger Lounge-Atmosphäre von DJ Da Costa aufgelegt, einem Discjockey aus Ihren Reihen.

Schließlich das morgige Motto „Gott hat Willebadessen nicht vergessen“. Der Festbeitrag der Baptistengemeinde, aber auch die Kirchenführungen am Samstag und der ökumenische Gottesdienst am Sonntag rücken das Gottvertrauen der Menschen über all die Jahrhunderte in den Mittelpunkt; Gottvertrauen und Zuversicht in guten wie in schweren Zeiten - das ist gut so und mit Verlaub: zwei Stunden ohne Alkohol dürfte jeder doch morgen früh locker schaffen !!

Monsignore Konrad Schmidt, der ehemalige Leiter der Landvolkshochschule Hardehausen, hat in einer Festansprache erst kürzlich gesagt: „Wer feiert, sagt ja; wer zu seinem runden Geburtstag wegfährt und mit niemandem etwas zu tun haben möchte, ist ein Schofel. Wer aber ein Fest vorbereitet und gemeinsam mit anderen feiert, der sagt ja.“ Und hier in Willebadessen fällt dieses Ja deutlich und kräftig aus.

 

Wer feiert, bleibt allerdings auch Realist; er träumt sich nicht heraus aus seiner Situation und verschließt nicht die Augen vor Problemen und Widrigkeiten, er versucht aber auch, eigene Stärken und Potentiale zu heben und zu nutzen. Und schließlich: Wer feiert, bleibt optimistisch, voller Zuversicht. Monsignore Schmidt brachte das Gleichnis vom Sämann, der an die Arbeit geht und bei der Ernte mehrfach Misserfolg hat - ein Pechvogel sozusagen; viele von uns würden an seiner Stelle resigniert aufgeben. Doch die Bibel fügt einen Satz an: Der Sämann arbeitet weiter trotz aller Risiken und Gefährdungen. Er arbeitet weiter und hat im Nachhinein - also nachhaltig - Erfolg - 30-, 60-, 100fach. Solche Leitgedanken stecken dahinter, wenn es in Ihrem Festprogramm heißt: „Gott hat Willebadessen nicht vergessen!“ Und ich darf als Christ voller Überzeugung hinzufügen „Gott wird auch in Zukunft Willebadessen nicht vergessen!“

Dies ist der richtige Zeitpunkt, all denen zu danken, die sich in die Vorbereitungen dieses Jubiläumsjahres eingebracht haben, die für uns alle ein so reichhaltiges Programm komponierten und denen ich die Daumen drücke, dass alles so eintritt, wie es geplant war. Stellvertretend für alle engagierten Helfer nenne ich Anna Pankraz und Uwe Cebul.

 

Meine Damen und Herren,

die Geschichte Willebadessens ist ebenso wechselvoll wie reichhaltig und birgt viele Überraschungen. Hier einige „Meilensteine“, die mir Josef Isenbrand, Ortsheimatpfleger Willi Sasse und Heinrich Müller zugetragen haben.

1065 – als Wilbotissun erste urkundliche Erwähnung; Heinrich der IV., der 12 Jahre später den Gang nach Canossa antreten durfte, schenkte Bischof Adalbert Landbesitz im Gau Engern - aus heutiger Sicht: Großteile des Kreises Höxter. So geschehen zu Corvey.

1149 - die Gründung des Benediktinerinnenklosters Willebadessen und die Weihe der Klosterkirche an den heiligen Vitus; seit 1207 ist durch den wertvollen Vitusschrein eine tiefe Bindung noch heute gegenwärtig; Vitusprozession und der ortsprägende Bereich Kirche, ehemaliges Kloster und Gutshof belegen dies.

1317 - Verleihung der Stadtrechte mit der Erlaubnis zur Errichtung einer Stadtmauer - wichtige und herausragende Privilegien der damaligen Zeit.

1556 - Die Vereinbarung zwischen der „Domina“ zu Willebadessen und der Stadt über das Einzugsgeld von Neubürgern zur Unterhaltung der Stadtmauer, der Wege und Stege und des Gemeindeeigentums. Ja damals hatten Frauen in der Kath. Kirche wahrhaftig Macht und Einfluss.

1798 - Wann bekommt man schon einmal etwas von der Kirche geschenkt wenngleich auch heftig erstritten - damals aber so geschehen. 600 ha Wald gehen an die Stadt und dieser Besitz soll nach Darstellung der Chronisten bis heute mehrfach dazu beigetragen haben, Engpässe in der Stadtkasse zu überwinden.

Schließlich 1803 der Reichsdeputationshauptschluss und der Verkauf der kirchlichen Besitztümer in den Folgejahren. Welcher Bürgermeister wäre nicht froh, seine Bürger per Eid zum Gehorsam und zur Erfüllung ihrer Aufgaben anhalten zu können? So gefunden im Bürgerbuch der Stadt für das Jahr 1843. Ja, Herr Bürgermeister, die gute alte Zeit - manchmal mag man sie bei strapaziösen Ratssitzungen geradezu herbeisehnen.

1853 der Bau des Viaduktes über das Hellebachtal; Bahnanschluss zur damaligen Zeit ein elementarer Strukturvorteil.

Insgesamt sechs verheerende Feuersbrünste sind zwischen 1656 und 1893 überliefert. Dies erklärt die Anordnung der Straßenzüge aber auch den aus heutiger Sicht städtebaulich problematischen Zuschnitt der Wohngrundstücke im alten Ortskern.

 

Im 1. Weltkrieg 79 Gefallene; im 2. Weltkrieg 109 Gefallene und 33 weitere Opfer bei Kämpfen in und um Willebadessen. Gedenkmonumente und Inschriften halten die Opfer in würdiger Erinnerung. Jahre des Aufschwungs und des Wachstums folgen: Holzleiterfabrikationen, DOB, aber auch Tourismus mit guten Übernachtungszahlen; auch die Fa. Meinolf Gockel nahm 1928 hier ihren Anfang und war bis 1972 vor Ort.

1975 die kommunale Neugliederung - Zeitzeugen berichten von einer schweren Geburt. Vor kurzem wurde beim 40jährigen Kreisjubiläum in Marienmünster an den Hammelsprung im nordrhein-westfälischen Landtag erinnert, an die Entscheidung zum Kreissitz Höxter, aber auch an schmerzliche Einschnitte bei Schule und Schwimmbad.

1995 - nach den Jahren der Wiedervereinigung - massiver Zuzug von Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion, die in Willebadessen heimisch wurden. 20 Jahre später ein klares Bekenntnis: Schön, dass sie da sind – denn wir brauchen gerade in unseren Breiten weiterhin Zuzug - wir brauchen eine Willkommenskultur, aber auch eine Arbeits- und Ökonomiestruktur, die Flüchtlingen und Asylbewerbern schnell Arbeit und Teilhabe ermöglicht.

Allerdings darf beim Blick auf die Ortsentwicklung auch nicht verschwiegen werden, dass sich um die Jahrtausendwende bei bereits absehbaren demographischen Entwicklungen ein städtebaulich problematischer Verlagerungsprozess weg vom alten Ortskern und seinen Einkaufsmöglichkeiten auf die „grüne Wiese“ jenseits der Umgehungsstraße vollzog.

 

Meine Damen und Herren, gerade die zuletzt geschilderten Ereignisse - kommunale Neugliederung - Neubürger - Demographischer Wandel und die aktuellen Herausforderungen durch Flüchtlinge und Asylbewerber zwingen zu Realismus und Reflexion. Ich sehe keinen Raum für Kirchturmdenken, für übertriebene Befindlichkeiten und Egoismen, für Beton- oder Glatzköpfe, für Ressentiments oder übersteigerte Ängste und Vorbehalte.

Wenn wir uns diesen - sicherlich nicht leichten - Denkprozessen ehrlich und ernsthaft stellen, sind wir ganz schnell - im Sinne von Monsignore Schmidt - bei den Problemen und Schwächen, aber auch bei den Chancen und Potentialen Ihres Ortes. Kurzum: Wir sind bei einer Dorfwerkstatt oder einer Zukunftswerkstatt Willebadessen. Denn eines wollen wir doch alle: als Menschen in Würde und selbstbestimmt alt werden, und bezogen auf ihre Ortschaft Willebadessen mutig die kommenden Jahre gestalten und 1000 Jahre alt werden. Sie haben auf diesem Zeitstrahl viel selbst in der Hand, aber „Dieser Weg wird kein leichter sein - dieser Weg ist mühsam und schwer!“ (Xavier Naidoo)

 

Meine Damen und Herren, Heimat ist kein Selbstläufer, sondern bedarf im wahrsten Sinne des Wortes ständiger und intensiver Pflege. Ortsentwicklung ist im gleichen Atemzug eine unendliche und stetige Aufgabe und bedarf genauso ständiger Denk- und Arbeitsprozesse.

Auf der einen Seite verändern sich ständig die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen; auf der anderen Seite stehen die sich laufend verändernden Wünsche und Anforderungen eines jeden Einzelnen, der Vereine und ganzer Dorfgemeinschaften, z. B. an Einkauf und Versorgung, an Mobilität, an Arbeit, an das soziale Zusammenleben und die tägliche Lebensgestaltung im Ort.

Die meisten Änderungen kommen schleichend daher; sie grassieren sozusagen auch und gerade in Willebadessen mit seinen aktuell 3.036 Einwohnern. Derzeit 33 leerstehende Wohnhäuser sind schon eine schwere Hypothek.

Erschwerend kommt für Ortschaften wie Willebadessen hinzu, dass sie - salopp formuliert - für ein Dorf zu groß und für eine eigenständige Stadt zu klein sind. Der soziale Kitt, der kleinere Ortschaften vielfach noch auszeichnet, ist nicht mehr so stark ausgeprägt. Egoismen der Vereine, mangelnde Neigung zur Zusammenarbeit, aber auch die Möglichkeit, in diesen größeren Ortschaften einfach abzutauchen, ohne dass es groß auffällt, bergen weitere Risiken. So darf die Frage gestellt werden: Haben Sie in Willebadessen noch eine durch engen Zusammenhalt geprägte Dorfgemeinschaft oder bereits eine mehr oder weniger anonyme Dorfgesellschaft?

Diese Frage müssen sie selbst beantworten; jedoch muss man kein Prophet sein um eindeutig festzustellen: Ein „weiter so“ oder „es wird schon nicht so schlimm kommen“ kann und darf es nicht geben! Wer also Lebensqualität und derzeit noch vorhandene Stärken und Potentiale in Willebadessen retten will, muss

1.         neu denken und neue Konzepte für seinen Ort entwickeln und

2.         sofort damit beginnen.

 

Willebadessen 2030: das ist die eigentliche Herausforderung. Was kann die Politik noch leisten? Wo und wie können Sie sich als Bürgerinnen und Bürger einbringen – wie sollten sich die örtlichen Vereine aufstellen?

Daher mein Apell an Sie alle am heutigen Festtag: werden Sie  gestärkt und ermutigt durch Ihr Ortsjubiläum Anmacher, Mutmacher, Muntermacher, Kümmerer, Lokomotive, Vor- und Querdenker im Ort und in den Vereinen. Suchen Sie Mitstreiter für offene Foren; Dorfentwicklung heute verlangt neue Formen der Zusammenarbeit. Gründen Sie bloß keinen neuen Verein für Dorfentwicklung, sondern schaffen Sie ein Forum für Denkprozesse, einen runden Tisch, der ruhig auch eckig sein kann, eine Dorf-AG, eine Dorf-Werkstatt oder einen - wie auch immer gearteten - Arbeitskreis mit flachen Hierarchien, in denen nicht unbedingt der Dorfgewaltige das Sagen hat, sondern ein Konferenzgremium, wie einst bei den Indianern am Lagerfeuer.

Seien Sie offen für Beratungs- und Moderationsangebote; Sie brauchen das Rad nicht neu zu erfinden. So bieten die Landvolkshochschule Hardehausen und das Zentrum für ländliche Entwicklung Workshops an. Bitten Sie Ihren Bürgermeister und Ihre Ratsvertreter dabei um Unterstützung, nicht für eine Dorfentwicklung von oben, sondern für Impulse und Initiativen aus dem Ort selbst.

Analysieren Sie Ihre Stärken und Schwächen im Ort, starten Sie eine Umfrage: Was ist gut - was weniger gut? Wie soll unser Ort in 10 oder 15 Jahren aussehen? Entwickeln Sie aus der Umfrage Projektideen, zunächst ganz einfache Vorhaben, mit denen Sie Erfolg haben und weitere Mitstreiter gewinnen können. Sprechen Sie dabei Neubürger an, denn es ist schon ein Phänomen: Vereinsführung in Ortschaften erfolgt vielfach von Auswärtigen, Zugereisten oder Angeheirateten. Planen Sie keine Dorfidylle à la „Landlust“ oder „Landliebe“ oder wie immer diese bunten Zeitschriften heißen mögen. Diese Illustrierten taugen allenfalls als Rezepturen für Marmelade nicht aber zur Dorfentwicklung. Bleiben Sie in ihren Überlegungen authentisch, bodenständig, ostwestfälisch und heimatverbunden  - kurzum: bleiben Sie getrost ein Landei.

Auf der politischen Ebene sind integrierte kommunale Entwicklungskonzepte mit Nachbarstädten das Gebot der Stunde. Sie bergen gerade hier im Südkreis Chancen zur Weiterentwicklung und Zusammenarbeit.

Die Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ kann auf örtlicher Ebene den Einstieg in einen Dorfentwicklungsprozess erleichtern. 2017 ist Willebadessen wieder an der Reihe.

Als Gewinner der LEADER-Bewegung werden bis zum Jahr 2020 mehr als 3 Mio. € für Dorfentwicklungsprojekte in den Kreis Höxter fließen. Hinzu kommen noch 1,5 Mio. € aus dem Projektwettbewerb „Landaufschwung“. Hiervon können Sie profitieren. Sie sollten sich einbringen und dadurch mitbestimmen, wie ihr Ort in 10 bis 15 Jahren aussieht; lassen Sie sich diese Chancen nicht entgehen, sie kommen so schnell nicht wieder.

 

Fest steht aber auch, dass neues Denken in der Dorfentwicklung ohne Ehrenamtler und Vereine unmöglich sein wird. Vereine tragen das gesellschaftliche Leben in unserem Kulturland Kreis Höxter. Gleichwohl sind in den Vereinen die Auswirkungen des demografischen Wandels deutlich zu spüren und alle Vereine sind gut beraten, ihr Vereinsleben zu überdenken und zu justieren.

Wer als Sportverein beklagt, dass so wenig junge Leute in seinen Verein eintreten, hat vielleicht noch nicht realisiert, dass es gar nicht mehr so viele junge Menschen gibt und dass Eltern und Kinder heute bewusst zwischen Vereinsangeboten das für sie Beste auswählen.

Wer als Gesangverein sich nur noch von Grab zu Grab singt, sollte sich über die Attraktivität seines Vereines oder seines Liedgutes Gedanken machen. Und wer als Schützenverein auf die Frage nach seinen Zielen und Wertvorstellungen gebetsmühlenartig nur „Glaube - Sitte - Heimat“ murmelt, findet bei jungen Menschen wenig Gehör.

 

Die Werte aus den Gründerjahren müssen also in die heutige Zeit übertragen werden. Werte und Ziele eines Vereins zu überdenken, gelingt jedoch nicht bei „normalen“ Vorstandssitzungen. Hier bedarf es Moderation und Hilfestellung z. B. bei Vorstandsklausuren, die in Hardehausen angeboten werden. Lassen Sie sich als Vereinsvorstand „coachen“, machen Sie das, was in gut geführten Unternehmen Gang und Gäbe ist, nämlich Mitarbeiterfortbildung, Teambuilding und Motivationstraining. Das ist gerade bei Ehrenamtlern bitter notwendig.

Überdenken Sie die Aktivitäten und Rituale in Ihren Vereinen. Auch hier bedarf es Übersetzungsarbeit, denn wenn wir hohle Rituale zelebrieren und deren Inhalte nicht erklären können, stimmen die Leute mit den Füßen ab und bleiben einfach weg.

Denken Sie auch an Ihr Vereinsimage. Solange ein Schützenverein Festerfolge am Bierumsatz misst, sollte er über sein Image nachdenken.

Solange die Abkürzung KFD mit „Kaffee oder Kuchen für Deutschland“ übersetzt wird, stimmt möglicherweise etwas nicht. Überraschende Aktivitäten, wie Aktionen im Natur- und Umweltschutz, die Begrüßung von Neubürgern, eine Vereinsbroschüre mit differenzierten Angeboten, Wanderungen zu Orten der Dorfgeschichte, Deutschkurse und Hilfen für Asylbewerber, Alt lehrt Jung – Jung hilft Alt, Dorftreff nach der Messe, Internetcafe im Pfarrheim schaffen nicht nur ein anderes, sondern ein besseres Image des Vereins und einer ganzen Ortschaft.

 

Gleiches gilt für Nachwuchs- und Mitmachergewinnung. Hier ist zunächst Realismus angesagt. Seien Sie froh, wenn von 500 Vereinsmitgliedern 20-30 aktiv mit anpacken. Aber gehen Sie auf Talentsuche gerade bei Neubürgern. Auch hier helfen kurzfristige und differenzierte Projekte und Angebote. Organisieren und straffen Sie schließlich Ihre Vorstandsarbeit. Laberrunden sind geklaute Lebenszeit! Geben Sie sich Teamregeln; setzten Sie sich Ziele und Termine; pflegen Sie Transparenz nach innen und außen. Viel verlangt – das weiß ich; aber nach 40jähriger Vorstandsarbeit in Kirche, Schule, Schützenverein und Heimatpflege habe ich gelernt, dass unter Anleitung und Moderation Orts- und Vereinsweiterentwicklung gelingen kann. Deswegen lege ich allen Akteuren Fortbildungen und Workshops nochmals nahe; Willebadessens Zukunft und Wohlergehen sollte Ihnen diese Anstrengung wert sein.

 

Enden möchte ich mit 3  Zitaten:

1.         Was bleibt, ist die Veränderung. Aber nur: Was sich verändert, bleibt.

2.         Die wichtigste Erneuerung findet immer zuerst im Kopf statt.

3.         Die Zukunft – Willebadessens Zukunft beginnt heute.

 

Herzlichen Dank für ihre Aufmerksamkeit.

 

Gott schütze Willebadessen;

 

Gott schütze Sie und Ihre Familien.